AbteilungHandballHandball: Ins kalte Wasser geworfen

Dezember 26, 2022
Ins kalte Wasser geworfen: Mutiger Jungschiedsrichter pfeift 1. Herren-Punktspiel

Normalerweise dauert es schon einige Zeit, bis ein Jungschiedsrichter oder eine Jungschiedsrichterin ein Erwachsenenspiel in der Regionsliga pfeift. Denn: Nach dem erfolgreichen Bestehen der Schiedsrichterausbildung heißt es zunächst einmal, Jugendspiele im eigenen Verein zu leiten. Idealerweise wird dem Schiedsrichterneuling dabei ein Pate zur Seite gestellt, der begleitet, beobachtet, eventuell coacht und die Schiedsrichterleistung bewertet. Der Pate sollte auch die ersten zwei Auswärtseinsätze begleiten und bewerten, so sehen es jedenfalls die Zusatzbestimmungen zur Schiedsrichterordnung vor. Erst wenn genügend Erfahrungen und Selbstbewusstsein gesammelt worden sind, Auswärtspartien absolviert und die Bewertungen positiv ausgefallen sind, kann die Schiri-Karriere gestartet werden und der Jungschiedsrichter bzw. die Jungschiedsrichterin sich in den Altersklassen und in den Ligen hocharbeiten. Bis zur Herren-Regionsliga dürfte es aber ein längerer Weg sein.

Anders bei unserem Jungschiedsrichter Marek Warmbold aus der 2./3. Herren. Gerade einmal 18 Jahre alt, noch älterer A-Jugendjahrgang, Torwart sowohl in der Zweiten und als auch in der Dritten, als Schiedsrichter aber bisher nur in heimischen Hallen und bei unseren Jugendteams aktiv. Als am Sonnabend, dem 10. Dezember, 45 Minuten vor Beginn des 1.-Herren-Spiels gegen die SG Glinde/Reinbek nach Ersatzschiedsrichtern für die angesetzten Unparteiischen gesucht wurde, weil diese urplötzlich (!) erkrankt und ihr Erscheinen gerade telefonisch abgesagt hatten, war Marek ‚zufällig‘ in der OHG-Halle, da er im Spiel vorher das Tor der Zweiten gehütet hatte. Schlagartig war er ein gefragter Mann und er hätte sich wohl in Luft auflösen müssen, um der Frage auszuweichen, ob er wohl das folgende Spiel pfeifen könne. Ich bin mir sicher, dass 90% aller Jungschiedsrichter mit vergleichbar geringen Erfahrungen jetzt abgewunken und viele Erklärungen vorgetragen hätten, weshalb sie sich ein Herren-Ligaspiel noch nicht zutrauen würden. Nicht so Marek. „Aber ich pfeife nicht allein,“ war seine einzige Bedingung. Und so kam denn auch Hans-Jürgen Scherschinsky (‚Schümpel‘), als Betreuer bei der Zweiten ebenfalls ‚zufällig‘ in der Halle und altgedienter Schiriveteran, zuletzt aber nur auf Kreisebene im Schiedsrichtereinsatz, wieder zur Leitung eines Spieles in der klassenhöheren Regionsliga.

Am Anfang war ich ganz schön nervös“, gab Marek hinterher zu, „aber als ich merkte, dass ich dem Tempo gewachsen war, hat sich die Nervosität gelegt.“ Marek und Schümpel lieferten eine gute Schiedsrichterpartie ab, verteilten acht Zweiminutenstrafen und sprachen eine Disqualifikation aus. Sie spielten sich nicht in den Vordergrund, sondern pfiffen unauffällig. Besser hätte es auch ein eingespieltes Gespann nicht machen können.

Nach dem Spiel gab sich Marek wie immer: bescheiden, höflich, zurückhaltend. Nein, eine Schiedsrichterkarriere wolle er jetzt nicht starten. Für ihn gelte es erst einmal, in der Zweiten oder Dritten Fuß zu fassen und sich dort als Stammtorwart zu etablieren. Und pfeifen? Natürlich, wenn er gebraucht werde, stehe er zur Verfügung.

Bei aller Bescheidenheit, lieber Marek: Für mich bist du nach deinem überzeugenden Schiedsrichterdebüt in der Regionsliga der Handballer des Monats Dezember. Ein Titel, für den du dir zwar nichts kaufen kannst, aber der ein wenig die Anerkennung der Abteilung ausdrücken mag, die du dir mit deinem selbstbewussten Auftreten und deiner Leistung in diesem Spiel der Regionsliga erworben hast. (hws)

Mein VfL. Noch Fragen?

VfL Geesthacht

Sport-Newsletter anmelden

Verpasse keine News und spannende Infos rund um den Sport.
Jetzt anmelden!