AbteilungHandballNewsHandball: Ein Geesthachter Sommermärchen

Juni 26, 2024

In der Halbzeit des letzten Qualifikationsspieles am vergangenen Sonntag (23.6.) war das Erreichen des großen Zieles, nämlich die Qualifikation für die Oberliga Schleswig-Holstein, für unsere B-Jugendspieler so weit weg wie der Siegtreffer für Deutschland im EM-Spiel gegen die Schweiz. 6:9 lagen Ben, Kolja, Damian & Co. nach 15 Minuten gegen die HFF Munkbrarup (genauer: die Handballfreunde Flensburg-Munkbrarup) zurück und hatten bis dahin ein eher verkrampftes, von gebremster Leidenschaft geprägtes Spiel gezeigt. Immer wieder versuchten sie über die Mitte zum Torerfolg zu kommen und liefen sich Angriff für Angriff in der kompakten Abwehr ihrer Gegner fest. Munkbrarup schien auf einen ähnlich klaren Erfolg zuzusteuern wie in den beiden Begegnungen vorher, in denen die Flensburger den SV Henstedt-Ulzburg mit acht Toren Differenz (20:12) und den TSV Schönberg mit sechs Toren Vorsprung (25:19) in die Schranken gewiesen hatten.

Dabei waren die Gunnar- und Max-Schützlinge erfreulich in das Turnier gestartet und hatten den als Mitfavorit eingeschätzten MTV Schönberg gleich in der ersten Turnierbegegnung mit einer spielerisch recht ansehnlichen Leistung mit 15:13 besiegt. Im zweiten Spiel gegen den SV Henstedt-Ulzburg scheiterten die Biberhandballer aber an ihren eigenen Nerven. 9:11 hieß es aus Geesthachter Sicht nach den 2 x 15 Minuten, obwohl die Handballjungs aus dem Kreis Segeberg eher schwächer einzustufen waren als die Schönberger vorher. Viele Unkonzentriertheiten, insbesondere eine eklatante Abschlussschwäche unserer VfL-Handballer ließen den Henstedter Torhüter aber zum Helden des Spiels werden und ermöglichten es seiner Mannschaft, einen 5:6-Halbzeitrückstand noch zu drehen.

Die Ausgangslage vor dem letzten Spiel gegen die bis dahin souveränen Munkbraruper war somit für die VfL-Handballer ebenso klar wie ernüchternd: Eine Niederlage gegen die Nordlichter durften sie sich nicht erlauben. Denn: Auch wenn unser VfL, Schönberg und Henstedt-Ulzburg dann alle zwei Pluspunkte aufzuweisen gehabt hätten, hätte Schönberg aufgrund des besseren Torverhältnisses aus der Wertung der drei Spiele untereinander den zweiten Gruppenplatz belegt und wäre damit in der kommenden Saison für die Oberliga qualifiziert gewesen. Unsere Jungs benötigten also mindestens ein Unentschieden, um als Gruppenzweiter den Aufstieg in die Oberliga noch perfekt zu machen. Und danach sah es nach der ersten Halbzeit im letzten Spiel des Turniers nun wahrlich nicht aus… Im Gegenteil!

Was Ben, Kolja, Damian & Co. dann aber in den zweiten 15 Minuten aufs Parkett zauberten, war wie von einem anderen Stern. Aus der Kabine kam plötzlich ein topmotiviertes Team, das sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen wollte. Allen voran Ben, der nun im Spiel 1 gegen 1 den erforderlichen Raum fand, sich endlich mit seinen schnellen Drehungen durchsetzen konnte und dreimal nacheinander einnetzte. Die Abwehr steigerte sich zunehmend und was dennoch durchkam, wurde eine sichere Beute von Jonas. Bereits nach fünf Minuten Spielzeit war der 3-Tore-Halbzeitrückstand auf einen Treffer zusammengeschmolzen (9:10), so dass der HFF-Trainer sich gezwungen sah, eine Auszeit zu nehmen. Zwar gelang es ihm, das Spiel seiner Truppe ein wenig zu stabilisieren, die Souveränität der ersten Hälfte war aber unter dem Druck der Geesthachter Angriffe verschwunden. Über sieben Minuten wogte der Spielverlauf nun hin und her. Ausgleich Ben zum 10:10, Schlagwurf Damian – 11:10. Führung Munkbrarup zum 11:12 und 12:13. Dazwischen der 12:12 Ausgleichstreffer, wiederum durch Ben. Sein fünftes Tor in den zweiten 15 Minuten! Nach 26 ½ Minuten die Geesthachter Auszeit. Letzte Anweisungen von Gunnar und Max und in den 3 ½ Minuten danach eine einzige Geesthachter Handballdemonstration, frenetisch unterstützt von den zahlreichen VfL-Fans auf der Tribüne. Die Munkbraruper waren fertig, ihr Widerstand gebrochen: 13:13 durch Kolja, 14:13 Damian und 15:13 wiederum durch Kolja. Schlusspfiff, grenzenlose Freude und Erleichterung auf Geesthachter Seite, Umarmungen (auch das Trainerteam umarmte sich), Jubelkreis. VfL Geesthacht – Oberliga, wir kommen!

Ein toller Erfolg für unsere B-Jugendmannschaft und die Belohnung für die Disziplin und den herausragenden Trainingsfleiß aller Spieler, ein toller Erfolg unseres Trainerteams. Die Oberligaqualifikation ist alles andere als selbstverständlich. Denn: Man darf nicht vergessen und man muss es immer wieder betonen, dass unsere Biberspieler eines der jüngsten Teams im großen Feld der ursprünglich 32 Oberligabewerber stellten, wenn nicht sogar das jüngste überhaupt. Allein fünf VfL-Jungen könnten in der nächsten Saison noch in der C-Jugend spielen; alle anderen – mit Ausnahme von Kolja ‒ gehören dem jüngeren B-Jugendjahrgang (Jahrgang 2009) an.

Auf der Tribüne: Staunen über die Leistungsexplosion in den zweiten 15 Minuten des Munkbrarups-Spiels. Wie, so fragten sich viele Fans, war dies möglich? Einen dezenten Hinweis dazu gab Co-Trainer Max. „Wir haben schon einige taktische Veränderungen vorgenommen“, so sagte er in etwa sinngemäss, „entscheidend war aber, dass Gunnar in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden hat.“ Gunnar habe den Jungen klargemacht, dass es nun weniger auf die Tore ankomme, auf die natürlich auch, sondern vor allem auf die Einstellung. Alle müssten am Ende des Spieles erschöpft auf dem Hallenboden fallen und sich sagen können, wir haben zumindest alles gegeben und es noch einmal versucht. Das werde von den Zuschauern honoriert und sei von großem Einfluss, wie man später auf die Oberligaqualifikation zurückblicken werde. „Unglaublich,“ so der O-Ton von Max am Ende seiner kurzen Erläuterung, „was diese Worte bewirken konnten. Es war wie ein Geesthachter Sommermärchen!“ (hws, 24.6.2024)

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