Unsere C-Jugendmädchen besiegen Boizenburg mit 53:3
Was passiert, wenn in der Jugend-Regionsliga zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die in ihrer handballerischen Ausbildung kaum unterschiedlicher sein können? Wenn in der einen Mannschaft fast nur Kids spielen, die bereits in den Mini-Teams mit dem Handball angefangen haben und in den E-, D- und C-Teams systematisch ausgebildet worden sind? Die zudem physisch und athletisch überlegen sind? Und wenn der anderen Mannschaft überwiegend Kinder angehören, die erst vor wenigen Monaten mit dem Handball angefangen haben? Die das Handball-ABC noch erlernen müssen? Die sich z.B. noch schwer tun beim Passen, Fangen und Werfen? Eine Antwort darauf mag das erste Saisonspiel unserer weiblichen C-Jugend gegen die Mädchen vom Boizenburger HV geben, das am vergangenen Wochenende in der OHG-Halle stattgefunden hat: Die VfL-Kids um unsere Trainer Nik Hintsch und Jens Klatt haben das Spiel mit 53:3 gewonnen. 53 Tore in nur 50 Minuten Spielzeit! Nach nur drei Minuten hieß es bereits 6:0 und zur Halbzeit 26:1.
Die Boizenburger Mädchen konnten einem leid tun. Ihre Pässe wurden reihenweise abgefangen und viele Bälle wurden ihnen aus der Hand gespielt. Soweit sie zum Torwurf kamen, stellten sie unsere beiden Torhüter Florine und Isabel selten vor Probleme. Und wenn Mia, Greta, Zeren, Sümeyra, Hedi, Amalia, Lilli, Linea, Lulu und Luna zum Gegenstoß starteten, konnten die Boizenburgerinnen in der Regel nur hinterherrennen.
Selbst als Nik und Jens in den letzten 15 Minuten eine Spielerin vom Feld nahmen und unser Team fortan in Unterzahl spielen ließen, änderte sich kaum etwas. Boizenburg konnte zwar häufiger abschließen und erzielte auch das dritte Tor; Ballgewinne und VfL-Alleingänge gab es jedoch weiterhin in gleicher Häufigkeit.
Dennoch: Vor dem Boizenburger Team kann ich eigentlich nur den Hut ziehen. Die jungen Spielerinnen kämpften tapfer bis zum Schluss, keiner resignierte. Alle freuten sich, wenn ihre Torhüterin einen Wurf hielt. Bei jeder gelungenen Aktion kam Lob von der Bank oder die Trainerin hielt beide Daumen hoch.
Nicht den Hut ziehen kann ich aber vor den schleswig-holsteinischen Handballverbänden. Spiele zwischen Mannschaften mit derart krassen Leistungsunterschieden hätte man im Vorfeld vermeiden können, ja, vermeiden müssen. Solche Begegnungen bringen weder dem Sieger etwas noch dem Verlierer. Sie sind vielmehr geeignet, den Kindern den Spaß am Handball zu vermiesen. Und das können wir uns einfach nicht leisten…
Den ca. 80 Mannschaften der weiblichen C-Jugend in Schleswig-Holstein nur zwei Ligen anzubieten, nämlich die landesweite Schleswig-Holstein-Liga mit nur 12 Teams einerseits und die Regionsliga als Liga darunter für alle verbleibenden Mannschaften, die nur nach geographischen Gesichtspunkten in acht Staffeln eingeteilt sind, andererseits, wird den Vereinen und den Handballkids nicht gerecht. Zwar ist geplant, nach Abschluss einer einfachen Runde, die bis Weihnachten durchgeführt wird, die Mannschaften aus zwei oder drei Vorrundenstaffeln nach leistungsorientierten Gesichtspunkten neu zusammenzufassen; bis dahin dürfte es aber weiterhin Kantersiege mit bis zu 40/50 Toren Differenz geben. Als neutraler Betrachter fragt man sich, weshalb die spielleitenden Stellen nicht schon vor der Saison versucht haben, eine leistungsorientierte Staffeleinteilung zu erreichen. Kleine Turniere an zwei Wochenenden mit deutlich verkürzter Spieldauer hätten Aufschluss darüber geben können, welche Mannschaften stärker und welche schwächer einzustufen sind. So bleibt für mich bei einem 53:3 ein fader Beigeschmack, weil es ein Punktspiel zwischen den C-Jugendmannschaften aus Geesthacht und Boizenburg in dieser Saison bei besserer Vorbereitung seitens des Verbandes nicht hätte geben dürfen. (Hans-Werner Schulte, Pressewart der Handballabteilung)